Warum müssen die Pferdezähne behandelt werden ?
Die Fähigkeit, Futter aufzunehmen und zu kauen, ist für ein Pferd von größter Bedeutung. Können Pferde nicht effektiv kauen, treten eine Reihe von Symptomen auf, die von Gewichtsverlust und Durchfall bis zu Koliken, Lahmheiten und Rittigkeitsproblemen reichen.
Das Pferd kann sich beim Reiten nur entspannen, wenn es ohne Schmerzen kauen kann. Ist dies, z.B. durch scharfe Zahnkanten nicht möglich, kommt es zu Verspannungen im Kiefergelenk mit
nachfolgenden Muskelverspannungen im Hals und im Rücken. Das Pferd wird fest im Maul und fest im Rücken.
Die Zahnbehandlung bedeutet mehr, als nur das Beraspeln der scharfen Zahnkanten. Es bedeutet die Herstellung einer Drei - Punkt - Balance zwischen den Schneidezähnen, den Backenzähnen und dem
Kiefergelenk. Der vorherrschende Druck muß gleichmäßig verteilt werden, damit es nicht zu Fehlbelastungen und somit zu Schmerzen und Verspannungen kommt.
Vorhandene Gleithindernisse wie z.B. ein Meißelzahn (einzelner zu langer Backenzahn) beeinträchtigen die Drei - Punkt - Balance und somit einen ungestörten Kauvorgang.
In der heutigen Zeit wird das Pferd überwiegend in der Box mit Heu und Kraftfutter gefüttert. Dieses Futter muß das Pferd nur mit den Lippen aufnehmen. Die wenigen Stunden
auf der Wiese, wo das Gras mit den Schneidezähnen abgebissen wird, reichen nicht aus, um den Abrieb und das Nachwachsen der Schneidezähne im Gleichgewicht zu halten.
Die Schneidezähne werden zu lang, die Backenzähne haben keinen Kontakt mehr, die Drei - Punkt - Balance ist aufgehoben.
Deshalb ist es wichtig, nachdem im Backenzahnbereich alle Kanten, Haken usw. entfernt wurden, ggf. die Schneidezähne zu kürzen.
Nachfolgend einige Beispiele, die am stehenden Pferd unter Verwendung eines Maulgatters vorgenommen werden:
Ob das Pferd sediert werden muß, hängt davon ab, was gemacht werden muß und wie kooperativ das Pferd ist.
Das Kürzen der Schneidezähne erfolgt nur unter Sedierung, das Ziehen von Wolfszähnen erfolgt nur unter Sedierung mit zusätzlicher örtlicher Betäubung.
Im Allgemeinen ist die Behandlung für alle Beteiligten stressfreier und sicherer, wenn das Pferd sediert ist. Die Medikamente sind heute gut verträglich und gut zu dosieren.
Das Ziel der Zahnbehandlung ist die Herstellung einer Drei - Punkt - Balance zwischen den Schneidezähnen, den Backenzähnen und dem Kiefergelenk, um Folgeproblemen wie z.B.
Muskelverspannungen vorzubeugen.
Desweiteren ist die Aufklärung des Besitzers sehr wichtig, um die Einsicht für eine regelmäßige Zahnbehandlung zu schaffen.
Der Besitzer darf gerne selber vor und nach der Behandlung die Zähne "abtasten".
Wickelkauen:
Das Pferd kann das Raufutter nicht durch den physiologischen Kauausschlag zerkleinern
Herausfallen von Kraftfutter aus dem Maul:
Unphysiologische Kaubewegung als Schmerzvermeidungsstrategie
Verzögerte Futteraufnahme:
Kraftfutter zügig + Heu langsam -> Zahnprobleme
Kraftfutter zögerlich + Heu normal -> Magenulkus
Trinkverhalten:
Kaltes Wasser verschlimmert Schmerzen -> Pferd "spielt" mit dem Wasser in der Tränke
Rittigkeitsprobleme:
Stellungs- und Biegungsprobleme, vermehrtes einseitiges Speicheln, Kopfschlagen
Plötzlich einsetzende Untugenden und andere gesundheitliche Probleme